
Free Fight
Am 21. April tritt der Halbschwergewichtsweltmeister Jon Jones zu seiner dritten Titelverteidigung an. Bei UFC 145 kämpft er gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Rashad Evans.
Arrogant, überheblich, eingebildet – diese Adjektive werden von den Fans gerne benutzt, um Jon Jones zu charakterisieren. Der amtierende Weltmeister im Halbschwergewicht versteht diese Vorwürfe jedoch absolut nicht.
„Die meisten Menschen wissen überhaupt nichts über mich, sie kennen meine Geschichte nicht“, sagt der 24 Jahre alte New Yorker. „Viele Menschen können sie nicht mit mir identifizieren, weil sie meinen, dass mein Erfolg mir einfach so zugeflogen wäre. Es ist ein Segen, dass es für Außenstehende einfach aussieht. Aber sie wissen nicht, was ich in meinem Leben schon durchmachen musste. Als wir aufwuchsen, hatten wir überhaupt nichts. Unsere Eltern schenkten meinen Geschwistern und mir so viel Liebe, dass wir nie richtig merkten, wie wenig wir eigentlich hatten. Mein Job ist es, meinen Vater zu übertreffen und ihm zu zeigen, dass er mich zu einem guten Mann erzogen hat. Ich tue das alles nicht für mich, sondern für meine Familie.“
So liebevoll Jones privat auch sein mag, so unbarmherzig ist er im Octagon. Dort hat er neun von zehn Kämpfen gewonnen, der einzige Makel rührt von einer Disqualifikation her. Als sich sein Teamkollege und Trainingspartner Rashad Evans vor seinem Titelkampf gegen Mauricio „Shogun“ Rua verletzte, bot die UFC Jones an, kurzfristig für Evans einzuspringen. Jones, der erst einen Monat zuvor Ryan Bader bezwungen hatte, nahm das Angebot an und setzte sich über Evans hinweg, indem er Rua vorführte und nach drei Runden durch TKO besiegte. Anschließend hing der Haussegen bei den beiden schief.
„Rashad Evans merkte, dass ich auf dem Weg war, der beste Kämpfer zu werden und dass ich auf einen Titelkampf zusteuerte“, sagt Jones. „Dann drehte er die Dinge so, dass es aussieht, als würde ich ihn herausfordern wollen. Ich wollte ihn aber nicht herausfordern. Ich wollte nur meinen Traum erfüllen und der beste Kämpfer der Welt werden. Bis zum heutigen Tag habe ich Rashad nie herausgefordert. Rashad war derjenige, der von harter Arbeit übertrumpft wurde, und er war derjenige, der nach einem Weg suchen musste, um mich um die Weltmeisterschaft herauszufordern. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“
Evans hat in den vergangenen Wochen dennoch keine Gelegenheit ausgelassen, um über Jones oder seinen ehemaligen Trainer Greg Jackson zu wettern. Aber für Jones ist ein gekränkter Gegner ein willkommener Gegner.
„Es freut mich, dass Rashad mit Wut im Bauch gegen mich kämpfen wird“, sagt Jones. „Das verschlechtert seine Wahrnehmung und seine Fähigkeiten. Ich kämpfe nicht aus Hass. Rashad ist für mich nur ein Bauer auf einem Schachbrett, ich hasse ihn nicht.“
Jones verteidigte seinen Halbschwergewichtstitel im vergangenen Jahr zweimal: im September gegen Quinton „Rampage“ Jackson, im Dezember gegen Lyoto Machida. Beide Male gewann er durch Aufgabe. Während er Jackson klar dominierte, hatte Jones in der ersten Runde gegen Machida leichte Schwierigkeiten, passte aber seine Strategie an und siegte dann in Runde zwei. Seine letzten sechs Gegner schlug Jones vorzeitig, und mit Evans will er nicht damit aufhören.
„Er wird schnell merken, dass er die letzten drei oder vier Monate verschwendet hat, um für diesen Kampf zu trainieren, denn er wird nicht gewinnen“, sagt Jones. „Er meinte, ein Sieg über mich würde ihm mehr bedeuten als ein Titelgewinn. Wenn er mit dieser Einstellung in den Kampf geht, wird er sein blaues Wunder erleben, denn er wird weder das eine noch das andere bekommen.“