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„Gefahr ist mein zweiter Vorname“, wird oft gewitzelt. Auf Paulo Thiago trifft dieser Spruch tatsächlich zu. Wenn er gerade nicht im Octagon steht, bekämpft er brasilianische Drogenbanden.
Im Octagon kämpft Paulo Thiago aus Spaß an der Freude, in den Straßen von Brasiliens Hauptstadt Brasilia kämpft er um sein Leben. Thiago ist hauptberuflich bei BOPE tätig, einer Spezialeinheit der brasilianischen Militärpolizei.
„Wenn die Gesellschaft Hilfe benötigt, ruft sie die Polizei“, erklärt Thiago. „Wenn die Polizei Hilfe benötigt, ruft sie BOPE.“
Die Mitglieder von BOPE sind schwer bewaffnet und führen in den schlimmsten Favelas Einsätze durch. Schießereien mit Drogenbanden sind keine Seltenheit, sondern Alltagsgeschäft.
„Wenn ich in einer Mission unterwegs bin, denke ich nicht über die Angst nach oder ob ich wieder nach Hause kommen werde oder nicht“, sagt Thiago. „Über solche Dinge mache ich mir keine Gedanken. Ich mache mir Gedanken darüber, wie meine Kollegen und ich unsere Mission um jeden Preis erfüllen können.“
Die bei BOPE erlernte Fähigkeit, in kritischen und stressvollen Situationen ruhig zu bleiben, hilft dem 31 Jahre alten Brasilianer auch beim Kampfsport.
„Situationen zu erleben, die extrem gefährlich sind, stärkt meiner Meinung nach den Geist eines Menschen“, sagt Thiago. „In Situationen, in denen normale Menschen die Kontrolle verlieren würden, behält er die Ruhe. In dieser Hinsicht hat meine Tätigkeit beim Militär eine positive Wirkung auf meine Karriere im MMA-Sport.“
Schwierige Konfrontationen erlebt Thiago Tag für Tag, und so war es nur logisch, dass er bei seinem UFC-Debüt im Februar 2009 auf Josh Koscheck traf, der damals schon zur Weltspitze gehörte. Thiago schlug Koscheck in der ersten Runde mit einem Aufwärtshaken KO und sorgte damit für eine der größten Überraschungen des Jahres.
In seinem nächsten Kampf unterlag er Koschecks Teamkollegen Jon Fitch nach Punkten. Es folgten ein einstimmiger Punktsieg gegen Jacob Volkmann und ein Aufgabesieg gegen Mike Swick.
Im Jahr 2010 verlor Thiago gegen Martin Kampmann und Diego Sanchez nach Punkten. Zwei Niederlagen, die er noch immer nicht gut verdaut hat.
„Sie haben mich unter sich festgehalten“, sagt Thiago. „Das ist schlecht, wenn man in einem Käfig kämpft. Der Gegner hält einen unten und behält die Kontrolle. Die beiden sind gute Bodenkämpfer, also ist es sehr schwer, ein Reversal zu machen oder einen Aufgabegriff anzusetzen.“
Von seinen bisherigen sieben UFC-Gegnern gehörten fünf zu den zehn besten Weltergewichten der Welt. Siyar Bahadurzada, gegen den Thiago am 14. April bei „UFC on Fuel TV 2“ in Schweden kämpft, gehört immerhin zu den zehn besten Weltergewichten Europas.
„Er ist ein weiterer harter Gegner“, sagt Thiago, der zuletzt im August 2011 antrat und dabei David Mitchell besiegte. „Siyar Bahadurzada macht zwar sein UFC-Debüt, aber ich denke nicht, dass das für ihn ein Problem sein wird, denn er hat eine sehr gute Kampfbilanz und viel Erfahrung.“
So ruhig und abgeklärt Thiago auch sein mag, eine Sache gibt es dennoch, die sein Blut in Wallung bringt: Niederlagen im Octagon.
„Ich hasse es zu verlieren und ärgere mich, wenn ein Kampf nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe“, gibt Thiago zu. „Deswegen werde ich Siyar Bahadurzada aggressiv unter Druck setzen. Jeder Mensch verhält sich anders, wenn er unter Druck gerät, aber meistens trifft er dann keine guten Entscheidungen. Ich habe ihn mit meinen Trainern genau studiert und eine Strategie ausgearbeitet. Egal mit welchem Gift er mich angreifen wird, ich werde das Gegengift bereit haben!“