Skip to main content
/themes/custom/ufc/assets/img/default-hero.jpg

Die Hoffnungen liegen auf Ross Pearson

Michael Bisping versagte im entscheidenden Moment vor dem Titelkampf. Dan Hardy trat als erster Brite um einen UFC-Titel an, sah jedoch gegen den Champion Georges St. Pierre kein Land. Jetzt soll es ein Leichtgewicht richten: Ross Pearson, 25 Jahre alt, Sieger der neunten Staffel von The Ultimate Fighter. Ist er derjenige, der dem kampfsportbegeisterten Inselvolk das erste UFC-Gold mit nach Hause bringen kann? Sein Kampf gegen Cole Miller bei der UFC Fight Night 22 am 15. September könnte weitere Aufschlüsse darüber liefern.
   

„Ich bin nicht nur ein Kämpfer, sondern auch ein riesiger Fan des Sports“, sagt Ross Pearson. „Ich bin gespannt, wie sich meine Fähigkeiten mit denen eines Cole Miller vergleichen. Wenn ich nicht selbst kämpfen würde, würde ich zuhause sitzen und gespannt zusehen, wer aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht. Das ist eine großartige Ansetzung und ein großartiger Mischmasch aus unterschiedlichen Stilen. Ich freue mich auf die bevorstehende Herausforderung.“

Pearson kämpfte zuletzt im März bei der UFC Fight Night 21 gegen den Mannheimer Dennis Siver. Er bestimmte den Kampf über drei Runden lang im Stand und fuhr anschließend einen einstimmigen Punktsieg ein. „Hut ab vor Dennis Siver“, komplimentiert Pearson. „Er ist ein trickreicher und talentierter Gegner, ein Weltklassekickboxer. Er weiß, was er tut und hat mich drei Runden lang auf Herz und Nieren geprüft. Er hatte schon vorher gegen echt gute Gegner gekämpft. Ich denke, es gelang mir einfach, Siver aus einer Distanz arbeiten zu lassen, in der er nicht arbeiten wollte. Das hat sich dann bezahlt gemacht: Ich traf ihn, wenn er es nicht erwartete und ich konnte ihn so aus seinem Konzept bringen. Ich war glücklich darüber, wie ich meine Strategie umgesetzt hatte und freute mich sehr über den Sieg. Aber ich war auch enttäuscht, weil ich den Kampf nicht vorzeitig beenden konnte. In der UFC muss man immer versuchen, die Kämpfe vorzeitig zu beenden. Es war schade, dass mir das Sahnehäubchen nicht gelingen wollte.“

Der Sieg gegen Siver war Pearsons dritter in der UFC und der zehnte Sieg aus seinen letzten elf Kämpfen. Obwohl er Siver alles abverlangte, ist der Engländer mit seiner Leistung nicht hundertprozentig zufrieden. „Ich denke, der Sieg gegen Siver war der beste meiner bisherigen Karriere, also was das Ansehen meines Gegners und den Risikofaktor angeht“, meint Pearson. „Was meine Leistung angeht, glaube ich nicht, dass es meine beste war. Ich habe Siver souverän besiegt, aber ich habe ihn nicht so dominiert wie ich es gerne getan hätte. Ich denke, gegen Aaron Riley habe ich eine bessere Leistung abgeliefert, denn ihn konnte ich von Anfang bis Ende dominieren und vorzeitig besiegen. Das war ich in Bestform – aber es ist noch viel Luft nach oben. Dana White sagt immer, dass wenn ein Kämpfer das Gefühl hat, im Octagon zuhause zu sein, macht es ihn zu einem gefährlichen Mann. Tja, so langsam habe ich das Gefühl, dass das Octagon mein Zuhause ist. Und ich fühle mich von Kampf zu Kampf selbstbewusster.“

Pearson kämpft als nächstes am 15. September in Austin, Texas bei der UFC Fight Night 22. Im ersten Kampf der TV-Übertragung trifft er auf den 26 Jahre alten US-Amerikaner Cole Miller, der seit seiner Teilnahme an The Ultimate Fighter 5 von sieben Kämpfen im Octagon fünf für sich entscheiden konnte.

„Als ich zum ersten Mal von Cole als Gegner hörte, war ich aufgeregt und wollte sofort mit dem Training beginnen“, erinnert sich Pearson. „Aber als wir die Videoaufnahmen von Coles Kämpfen bekamen, merkte ich erst, was für ein unangenehmer und trickreicher Gegner er ist. Ich habe viel harte Arbeit investiert, damit ich den Kampf dort führen kann, wo ich ihn führen will. Wenn ich bestimmen kann, wo der Kampf stattfindet, steckt Cole in großen Schwierigkeiten. Ich denke nicht, dass er bisher gegen jemand gekämpft hat, der im Standkampf so technisch und erfahren ist wie ich. Ich denke nicht, dass er schon einmal mit solchen Schlägen und Tritten konfrontiert war, mit denen ich ihn angreifen werde. Der Druck, die Explosivität und die Power, mit denen ich ihm entgegentreten werde, werden an diesem Abend zu viel für ihn sein.“

Miller ist ein Braungurt im brasilianischen Jiu-Jitsu, kämpft jedoch auf dem Niveau eines Schwarzgurts. Er setzt seine langen Gliedmaßen auf dem Boden geschickt ein und ist vor allem aus der Guard brandgefährlich. In der UFC waren schlagkräftige Standkämpfer bislang sein Kryptonit. Sowohl Jeremy Stephens als auch Efrain Escudero schickten ihn mit harten Schlägen zu Boden. Dahingegen besiegte er mit Dan Lauzon, Junie Browning, Jorge Gurgel, Leonard Garcia und Andy Wang fünf Kämpfer, die zwar den wilden und offenen Schlagabtausch suchen, aber nicht die nötige Schlaghärte haben, um einen Knockout herbeizuführen.

„Die Art von Standkämpfer, die Cole zuvor besiegt haben, sind nicht vom selben Kaliber wie ich“, sagt Pearson. „Ich denke, ich stehe eine Stufe über ihnen und kann besser boxen als sie. Wenn ich den Kampf dort führen kann, wo ich ihn führen will und in meiner Distanz kämpfe, weiß ich nicht, wie Cole mir etwas entgegensetzen will. Ich unterschätze ihn in keinster Weise und will ihn auch nicht schlechtreden, denn ich respektiere seine Fähigkeiten. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich gewinnen werde. Mir ist vollkommen klar, dass Cole in den Positionen, in denen er sich gerne befindet, sehr gefährlich ist und wenn mir ein Fehler unterläuft, ist er mehr als gut genug, um diesen auszunutzen.“

Pearson kämpfte in der UFC bisher nur gegen technisch gute Standkämpfer. Gegen seinen englischen Landsmann Andre Winner bewies er beim Finale von The Ultimate Fighter 9 sein Können im Clinch. Den Veteranen Aaron Riley zerlegte er mit seinem Muay Thai. Und gegen Siver präsentierte er erstaunliches Timing und Distanzgefühl, gepaart mit guter Beinarbeit. Seine Verteidigung gegen Takedowns und vor allem seine Verteidigung auf dem Boden wurden noch nicht auf die Probe gestellt. Diesen Job soll Miller übernehmen.

„Er ist definitiv einer der besten Bodenkämpfer, gegen die ich bislang gekämpft habe“, gibt Pearson zu. „Aber ich trainiere mit fantastischen Bodenkämpfern. Ich sage nicht, dass sie so gut wie Cole sind, aber sie sind sehr gute Bodenkämpfer und wissen, was sie tun. Kämpfen und trainieren sind natürlich zwei sehr unterschiedliche Dinge, aber wir arbeiten täglich zusammen und ich gewöhne mich an bestimmten Positionen und Situationen auf der Matte. Meine Bodenkampffähigkeiten verbessern sich stetig, aber warum sollte ich auch versuchen, Cole auf dem Boden zu besiegen, wenn er dort am besten ist? Cole trainiert seit Jahren Jiu-Jitsu, und es wäre dumm von mir, zu versuchen, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Es wäre dämlich von mir, wenn ich mich in eine solche Situation begeben würde. Ich tue alles was ich kann, um meine Jiu-Jitsu-Fähigkeiten zu verbessern, aber ich kann Coles Vorsprung gerade nicht aufholen. Vermutlich werde ich auch in zehn Jahren nicht so gut im Jiu-Jitsu sein wie er. In einem reinen Grapplingkampf würde er mich auf alle Fälle besiegen. Damit muss ich mich einfach abfinden.“

Realistisch und bodenständig, bescheiden und ehrgeizig. Ideale charakterliche Eigenschaften, um es einmal bis an die Spitze zu schaffen. Momentan ist Pearson von einem Leichtgewichtstitelkampf noch so weit entfernt wie Roy Nelson vom Gewinn eines Bodybuildingwettbewerbs. Aber von seinen Landsmännern ist er, neben dem zwei Jahre jüngeren John Hathaway, derjenige mit dem momentan größten Potential, es später einmal bis an die Spitze zu schaffen. Ein Sieg gegen Miller bringt ihn einen weiteren kleinen Schritt näher.

„Cole wird mich als MMA-Kämpfer testen und als Maßstab fungieren, wie ich mich gerade im Sport einzuordnen habe“, vermutet Pearson. „Ich kämpfe nicht gegen jemanden, der den offenen Schlagabtausch sucht. Ich kämpfe gegen jemanden, der das genaue Gegenteil von dem machen will, was ich machen will. Das ist genauso herausfordernd wie aufregend. Cole kann boxen, ringen, clinchen in die Guard springen und Aufgabegriffe ansetzen. Er ist ein sehr vielseitiger Kämpfer, und ich muss stets wachsam sein. Dieser Kampf wird mich auf den nächsten Level hieven und den Menschen zeigen, wie gut meine MMA-Fähigkeiten sind. Er wird das Allerbeste in mir hervorbringen.“