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Der größte Schwergewichtskampf der UFC-Geschichte

Das Titelduell zwischen Champion Brock Lesnar und dem unbesiegten
Interimchampion Shane Carwin ist der größte Schwergewichtskampf, den es
je in der UFC gegeben hat. Und das aus zweierlei Gründen: Erstens
standen sich noch nie zwei Kämpfer gegenüber, die mit 120 Kilogramm das
oberste Limit der Schwergewichtsklasse ausnutzen, andererseits stand
kein anderer Schwergewichtskampf so im Blickpunkt der Öffentlichkeit wie
der Kampf, der an diesem Samstag bei UFC 116 in Las Vegas, Nevada
stattfinden wird.
 

„Die Menschen wollen Giganten kämpfen sehen, wie George Foreman, Mike
Tyson, Muhammad Ali und… Brock Lesnar“, erzählt… Brock Lesnar. Das
stimmt. Kämpfe im Schwergewicht haben traditionell einen hohen
Stellenwert. Wenn solche Kolosse aufeinander treffen, kann ein einziger
Schlag alles entscheiden. Lesnar und Carwin sind nicht nur physisch,
sondern auch von ihrem Ranglistenplatz gesehen Kolosse. Der Sieger ihres
Duells wird nicht nur der unangefochtene Champion in der UFC sein,
sondern auch das beste Schwergewicht der Welt.

Seit acht langen Monaten warten die Fans gespannt darauf, dass dieser
Kampf endlich zustande kommt. Ursprünglich für UFC 106 im vergangenen
November geplant, musste Lesnar den Kampf im Oktober absagen. Er war
schwer krank. So schwer, dass er erst sein Trainingslager ständig
unterbrechen und ihm später beinahe ein Stück seines Darms entfernt
werden musste. „Ich fühlte mich ziemlich unwohl“, erinnert sich Lesnar.
„Aber ich bin mein ganzes Leben lang ein Sportler gewesen und habe
gelernt, auf die Zähne zu beißen und weiterzumachen. Ich wusste, dass
irgendetwas nicht mit mir stimmte.“

Es stellte sich heraus, dass der 32 Jahre alte Champion an
Divertikulitis litt, einer – vereinfacht gesagt – Entzündung der
Darmschleimhaut. Lesnars Gesundheitszustand verschlimmerte sich von Tag
zu Tag. Die Ärzte erwägten ihn zu operieren. Dies wäre gleichbedeutend
mit seinem Karriereende gewesen. Er lag schon auf dem Operationstisch,
als sich plötzlich eine Verbesserung einstellte. Die Antibiotika zeigten
ihre Wirkung und Lesnars Körper begann sich selbst zu heilen. Bereits
im Dezember konnte er wieder trainieren. „Ich fühle mich großartig“,
erzählt Lesnar. „Ich wache jeden Morgen auf und bin dankbar für meine
Familie und dankbar, dass ich überhaupt wieder ein Trainingslager
absolvieren konnte. Und ich bin dankbar, dass ich ins Octagon
zurückkehren kann. In meinem bisherigen Leben musste ich schon etliche
Hürden überwinden. Aber sie alle haben mich stärker und besser gemacht.
Diese Krankheit gehört da auch dazu.“

Brock Lesnar ist nicht der einzige, den der Ausfall des Kampfes schwer
getroffen hat. „Seit ich ein kleines Kind war, ist es mein Traum, ein
Profisportler zu sein und ganz oben an der Spitze zu stehen“, verrät
Shane Carwin. „Als mich die UFC anrief und mir mitteilte, dass der Kampf
ausfallen muss, fühlte es sich so an, als würde man mir den Boden unter
meinen Füßen wegziehen. Jeder strebt nach einem Titelkampf. Ich
verdiente mir meine Chance und dann wurde sie mir weggenommen. Also war
ich am Boden zerstört.“

Carwin machte es wie Lesnar und legte ebenfalls eine Auszeit ein. Im
März dieses Jahres feierte er bei UFC 111 nach insgesamt einem Jahr
Pause gegen den zweifachen Schwergewichtschampion Frank Mir seine
triumphale Rückkehr. „Frank Mir hatte gegen Cheick Kongo gekämpft und
ihn auseinander genommen“, blickt Carwin zurück. „Es war ein
überzeugender Sieg. Frank war der Halbfinalkampf, der mich wieder ins
Finale bringen würde. Frank hat zweimal gegen Brock gekämpft, zwischen
ihnen steht es 1-1. Ich war an der Reihe, gegen Frank anzutreten, um
herauszufinden, wie ich mich schlagen würde.“

Carwin schlug sich überraschend gut. Gegen den schwersten Gegner seiner
Karriere zeigte er eine seiner tadellosesten Leistungen und wurde
dadurch Interimchampion. Der 35 Jahre alte Umweltingenieur presste Mir
gegen den Käfig und setzte ihm mit knackigen Schlägen zu. Wie auch
Lesnar besitzt Carwin die Fähigkeit, auf kürzester Distanz mit seinen
Fäusten riesige Schlagkraft zu generieren. Mir ging zu Boden und wurde
dort von Carwin mit weiteren Schlägen ausgeknockt. Mit 3:48 Minuten war
das der längste Kampf in Carwins Karriere. „Ich zähle die Sekunden, bis
ich Brock endlich im Octagon gegenüberstehe“, sagt Carwin. „Wenn ich
jemanden mit meinen Fäusten treffe, knipse ich ihm die Lichter aus. Egal
wie groß er ist.“

Frank Mir, Gabriel Gonzaga, Neil Wain und Christian Wellisch können das
bezeugen. Lesnar sieht die Sache etwas anders. „Jetzt hat meine Zeit
geschlagen, nicht die von Shane Carwin“, kontert er. „Die Sonne geht
auf, die Sonne geht unter und ich bin immer noch der Champion. Ich fühle
mich von Shane in keinster Weise bedroht. Im Grunde genommen fühle ich
mich von niemandem bedroht. Er ist vielleicht so groß und so schwer wie
ich, aber wir reden hier von einem ganz anderen athletischen Level. Ich
bin das beste Schwergewicht der Welt. Und ich werde es beweisen.“

In ihren bisherigen Kämpfen hatten Lesnar und Carwin ihren Gegnern drei
Dinge mit Sicherheit voraus: Sie waren kräftiger, schwerer und hatten
mehr Power. Carwin hat alle seine bisherigen zwölf Gegner in der ersten
Runde abgespeist. Seiner ungeheuren Schlagkraft vertrauend sagt er: „Ich
würde gerne im Stand gegen Brock kämpfen, aber ihn auf den Boden zu
werfen und dort mit Schlägen zu bearbeiten, wäre auch nicht schlecht.
Ich weiß, dass ich Schläge wegstecken und mich durchbeißen kann. Von
Brock haben wir das noch nicht gesehen.“

Wird Lesnar riskieren, seinen Titel aufgrund eines One-Punch-Knockouts
zu verlieren oder die sichere Variante wählen, indem er versucht, Carwin
auf die Matte zu werfen? Zumindest auf dem Papier hat Lesnar ringerisch
die Vorteile, ist er doch NCAA-Meister der Division I, während Carwin
„nur“ NCAA-Meister der Division II wurde.

Wir werden herausfinden, wie gut seine Fähigkeiten im Ringen wirklich
sind“, prophezeit Lesnar. „Während meiner gesamten Karriere auf dem
College stand ich Ringern gegenüber, die behaupteten, sie wären größer,
stärker und schneller als ich… aber eines haben sie nie behauptet: dass
sie talentierter wären. Ich habe einfach mehr Talent als alle anderen.
Wenn Shane ringen will, werde ich ihm eine Lektion erteilen. Warum gibt
es wohl verschiedene Divisionen? Nicht jeder kann in der Division I
antreten. Für diese anderen Ringer, die nicht gut genug dafür sind, gibt
es andere Divisionen. Und wenn Shane vor mir stehen und Schläge
einstecken will, wird der Kampf ohnehin nicht lange dauern.“

Damit hat er sicherlich Recht, denn wie eingangs erwähnt: In der
120kg-Klasse kann ein einziger Schlag über Sieg oder Niederlage
entscheiden. Somit sind am Samstag sowohl Lesnar als auch Carwin nur
eine Hüftrotation davon entfernt, das beste Schwergewicht der Welt zu
sein.