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Anderson Silva ist menschlich

Jahrelang galt Anderson Silva als unbesiegbar. Dann entzauberte Chael Sonnen den Mittelgewichtsweltmeister. Vor Silvas Titelkampf gegen Vitor Belfort bei UFC 126 stellt sich die Frage, ob die Leistung gegen Sonnen ein einmaliger Ausrutscher war oder ob Belfort endgültig das Unmögliche möglichen machen und Silva besiegen kann.

Dreißig Sekunden trennten Chael Sonnen im August 2010 von einem historischen Triumph über den amtierenden Mittelgewichtsweltmeister Anderson Silva. Fast fünf Runden brachte er den 35 Jahre alten Brasilianer zu Boden und setzte ihm schwer mit Ground and Pound zu. Der Punktsieg war greifbar nahe. Silva zwang seinen Kontrahenten kurz vor Schluss noch mit einem Triangle Choke zur Aufgabe, seine Aura der Unbesiegbarkeit war aber dahin.

„Nach dem Kampf gegen Chael denken jetzt alle, dass ich auch nur menschlich bin und dass so etwas jederzeit wieder passieren könnte“, sagt Silva. „Ich könnte ausgeknockt oder zur Aufgabe gezwungen werden. Aber wenn ich kämpfe, geht es um mehr als nur den Sieg. Ich will mich als Kämpfer verbessern. Ich glaube, dass sich die Menschen ohnehin zu viel mit dem Titel beschäftigen. Ich glaube nicht, dass der Besitz des Titels viel Aufschluss darüber gibt, was für ein Kämpfer oder was für ein Mensch man ist. Ich versuche den jungen Kämpfern ein Vorbild zu sein und will nach meinem Rücktritt vom Sport ein Vermächtnis hinterlassen. Natürlich ist es der Traum eines jeden Sportlers, als Weltmeister abzutreten, aber im MMA-Sport ist das sehr schwierig.“

„Mir war es wichtig, meine Konzentration nicht zu verlieren“, blickt Silva noch einmal auf den Kampf gegen Sonnen zurück. „Jedes Mal, wenn mich Chael in den ersten vier Runden zu Boden brachte, positionierte ich meine Beine in der Guard an seiner Hüfte, um zu verhindern, dass er sich zu sehr bewegt. Vor der fünften Runde war mir bewusst, dass ich ihn zur Aufgabe zwingen musste, um den Kampf noch zu gewinnen. Da meine Guard in den ersten vier Runden so tief positioniert war, überraschte es ihn, als ich meine Beine plötzlich höher positionierte. Ich kontrollierte sein Handgelenk – er war müde – und setzte den Triangle Choke an. Er hat die Schlacht gewonnen, aber ich den Krieg. Einen wahren Champion misst man an den Hürden, die er überwindet.“

Eine weitere dieser Hürden stellt Vitor Belfort da. Der Brasilianer ist der beste Standkämpfer, mit dem sich Silva je gemessen hat. Früher trainierten die beiden zusammen, weswegen Silva nicht mehr gut auf Belfort zu sprechen ist, seit bekannt wurde, dass er neuer Herausforderer auf den Mittelgewichtstitel ist.

„Ein Kampf ist ein Kampf“, sagt Silva lapidar. „Mir ist egal, gegen wen ich kämpfe. Vitor ist ein gefährlicher Gegner, aber das waren die anderen auch. Ich kämpfe gegen jeden, den die UFC mir vorsetzt. Über Vitor habe ich nicht viel zu sagen. Er ist ein großartiger Sportler und ein ehemaliger Weltmeister. Das war’s.“

Belfort verfügt im Stand über ähnlich viel Schlagkraft, Schnelligkeit und Präzision wie der Titelverteidiger. Er kündigte selbstbewusst an, dass er Silva ausknocken werde. Der wiederum reagierte wenig amüsiert.

„Vor dem Kampf können die Kämpfer sagen, was sie wollen“, antwortet Silva. „Ein Papagei kann sagen, dass er wie ein Kanarienvogel singen kann. Aber sobald man ins Octagon steigt, ändert sich alles schlagartig!“